Daniel Lie + Juliana dos Santos
Das, was nicht geerbt werden kann / Aquilo que não se herda
Daniel Lies und Juliana dos Santos’ künstlerische Arbeit ist im Wesentlichen von performativen Installationen und Zeichnungen geprägt. Lie ist indonesisch-brasilianischer Abstammung und Santos ist eine afrikanisch-stämmige Künstlerin. Ihr sozialgeografischer Hintergrund zieht sich durch ihre gesamte künstlerische Praxis und bildet dabei die Grundlage für einen Großteil ihrer individuellen als auch gemeinsamen Forschungen und Recherchen. Für die Remise des Kunstvereins entwickeln die Künstler_innen eine Duo-Ausstellung, in der sie einen vor knapp einem Jahrzehnt begonnenen Dialog fortsetzen und auf Grundlage ihrer eigenen persönlichen Biografien weiterführen möchten.
Die Ausstellung Das, was nicht geerbt werden kann / Aquilo que não se herda ist inspiriert von den Zeichnungen zweier Menschen, die im Leben der beiden Künstler_innen eine wichtige Rolle gespielt haben. Lie analysiert spontane Kritzeleien und Skizzen, die während Telefongesprächen von Iranilda da Costa entstanden sind; Juliana dos Santos' Arbeiten liegen die Notizbücher mit Studien- und geometrischen Zeichenübungen von Eliana de Oliveiras zugrunde. Ausgehend von den gefundenen Zeichnungen und Symbole entwickelten beide Künstler_innen weitere Techniken als kreative Übung, die über ihre individuelle poetische Forschung hinausgehen. Ziel dieser Übungen ist es, die gefundenen Zeichnungen und Bilder von Iranilda und Eliana in anderen Formen und Materialien – auf Papier, als Volumina oder als Schatten und Licht – zu erforschen und somit eine neue poetische Begegnung einzugehen.
Das, was nicht geerbt werden kann, kann all das sein, was nicht übertragbar, was einzigartig, untrennbar mit dieser Person verbunden ist: ihre Spuren, Linien, Handschriften und Zeichnungen. Für den Kunstverein Braunschweig machen Lie und Santos die Verbindungen zwischen den Zeichnungen von Iranilda und Eliana sichtbar, die beide in der affektiven und künstlerischen Entwicklung der Künstler_innen eine entscheidende Rolle spielten.
Eliana de Oliveira wurde 1987 die Mutter von Juliana dos Santos und Iranilda da Costa wurde 1988 die Mutter von Daniel Lie.
Daniel Lie wurde 1988 geboren und lebt und arbeitet derzeit in Berlin. Lie ist nonbinäre_r Künstler_in und studierte Freie Kunst an der São Paulo State University (UNESP), wo Lie 2013 eine Lehrtätigkeit innehatte. 2022 fand mit Unnamed Entities im New Museum, New York, Lies erste Einzelausstellung in den USA statt, weitere Soloausstellungen waren u.a. Scales of Decay, Künstlerhaus Bethanien, Berlin (2021), TOKO BUKU LIONG, Cemeti Institute for Art and Society, Yogyakarta (2020), Human Supremacy: The failed project, Casa do Povo São Paulo (2019) und The Negative Years, Jupiter Art Land, Edinburgh (2019). Lie erhielt vielfach Stipendien und Residencies und nahm an unterschiedlichen Gruppenausstellungen teil, beispielsweise Geneva Biennale – Sculpture Garden, Is it morning for you yet?, 58th Carnegie International, Pittsburgh (beide 2022), Park Platz, Berlinische Galerie (2021), À Construção, Solar dos Abacaxis, Rio de Janeiro (2020), Motes, Prego Gallery, Porto Alegre (2019), The sun teaches us that history is not everything, Osage Foundation, Hong Kong (2019).
Juliana Dos Santos, 1987 in São Paulo, Brasilien geboren, hat einen Master in Kunst/Bildungswissenschaften und promoviert am Institut der Künste der São Paulo State University (UNESP). Sie war Gastdozentin im Postgraduiertenprogramm für Kunstgeschichte und ist zurzeit Dozentin am Instituto de Artes (UNESP). Sie ist Teil der Koordination der Menschenrechtskommission und des Zentrums für Schwarze Forscher_innen der UNESP (Nupe-IA). 2020 nahm sie am Residenzprogramm Vila Sul des Goethe-Instituts Salvador-Bahia teil. Einzelausstellungen sind u.a. Quando a cor chega, no azul, 31o Programa de Exposição Centro Cultural, São Paulo (2022/2021), Between Blue and What I Don´t Leave/ Let Forget, Season Paço das Artes-Projekt, MIS-SP, São Paulo (2019). Sie nahm außerdem an mehreren Gruppenausstellungen teil u. a. Frestas Trienal de artes O rio é uma serpente, Sesc Sorocaba und Enciclopédia Negra, Pinacoteca do Estado, São Paulo (2021), 12 Bienal do Mercosul, Porto Alegre (2020) und Salão de Artes Visuais de Ubatuba Prêmio Medalha de Bronze, Fundart Ubatuba (2019).
Kurator: Nuno de Brito Rocha
Kuratorische Assistenz: Gesa Vorpahl
Die Ausstellung wird gefördert von:
Das Vermittlungsprogramm wird gefördert von: