Philipp Simon
Nürnberg, 2019
In Philipp Simons Arbeiten, die das Medium Zeichnung hin zu deren skulpturaler Setzung im Raum umfassen, falten sich innere und äußere, mentale und öffentliche Zustände ineinander. Durch das bewusste Verbinden von so sorgfältig voneinander getrennten Polen wie rationalem Verstehen und irrationalem Empfinden zerfallen in Simons Arbeiten die stabilen Systeme, mit denen man behelfsmäßig versucht, dem Tag, einem Monat, dem Leben Herr zu werden. Nürnberg (2019) strahlt eine zeitgenössische Interpretation deutscher Romantik aus, die sich selbst atmosphärisch in Szene setzt. Das durch das feinkantige, orangefarben getönte Glas freigesetzte Licht versetzt uns innerlich ins schummrige Halbdunkel einer warmen Gaststätte, in der es nach Bratensoße und der malzigen Süße frisch gezapften Biers riecht. Ursprünglich entstanden im Rahmen einer Ausstellung in Nürnberg, eine Stadt, aus deren architektonischen Oberflächen ein „permanent vorweihnachtlicher Zustand“ sickert, verwandelt die Jahresgabe den Umraum des Kunstvereins in eine Art halluzinatorischen Fiebertraum. Vertraut, jedoch auch eine Spur implausibel, legt er sich als Filter über die Wahrnehmung des restlichen Tags. Die locker an die Lampe angedockten, großzügig verlegten Industriekabel weisen uns vielleicht den Weg nach draußen.