Paul Niedermayer
it’s always off!, 2024
In der fortlaufenden fotografischen Serie von Paul Niedermayer, die nüchtern den immergleichen Ausschnitt eines alternden Herdes zeigt, entsteht die Aufladung in unserem Kopf und erst recht im Zusammenspiel mit dem Titel der Arbeit: it’s always off. Die Fotografien halten die leicht OCD-getränkte Antizipation eines potenziell kritischen Zustandes fest, der jedoch – mit den Knäufen in Null-Position und einem fehlenden Knauf – zumindest fürs Erste nicht eintritt. Für die Serie re-inszenierte Niedermayer die Bilder, die vermutlich unter akutem Stress beim Verlassen der Wohnung mit dem iPhone aufgenommen wurden. Die Aufnahmen dienen dabei als beruhigender Beweis zum Mitnehmen in der Jackentasche, dass einem die Kontrolle über das eigene Leben doch noch nicht ganz abhandengekommen ist. Auch wenn es vielleicht mal die Idee war, dass Fotografie von allen künstlerischen Medien die wahrheitsbeteuernde Hoheit des Es-ist-so-(wirklich!)-gewesen innehaben durfte, dient sie hier in erster Linie der Befriedung des Zwangs zur Selbstkontrolle in einem von Automatismen gesteuerten Alltag. In der für den Kunstverein entwickelten Edition it’s always off! (2024) hält eine sonnenuntergangsreife Stimmung Einzug in die Küche. Die in glühend rötliches Licht getauchten Herdknäufe lassen dabei offen, ob sich das eigentliche Drama nicht gerade an anderer Stelle abspielt.