Die künstlerische Arbeit von Hanna Nitsch nähert sich dem Klischee „Kind“ und dem Thema „Kindheit“, ohne in die Falle zu gehen, die damit allzu leicht verbunden ist. Ihre Mädchen-Porträts haben trotz der lasierenden Tusche-Technik, den niedlichen Kleidchen und der sanften Farbgebung nichts Süßliches an sich. Das mag an der ungewöhnlichen Perspektive liegen, die oft eingesetzt wird und die Kinder in deutlicher Aufsicht zeigt. Oder an den individuellen, ausdrucksstarken Gesichtern, die den Betrachter selbstbewusst und entlarvend, geradezu unheimlich, anblicken. Die Arbeiten thematisieren auf diese Weise das Bedürfnis nach Geborgenheit und Schutz, beinhalten gleichzeitig aber auch ein Aufbegehren und die Infragestellung herkömmlicher Hierarchie-Gefüge. So zugänglich die Blätter von Hanna Nitsch auf den ersten Blick erscheinen, eröffnen sich bei längerer Betrachtung immer vielfältigere Ebenen unter ihrer zartbunten Oberfläche.