Bruno Zhu
Hug O’Clock (1), 2023
„Die Hosenträger entstehen aus dem Wunsch heraus, die Zeit zu verbiegen. Ich hatte schon früher mit dieser Idee in Form von Text gearbeitet – meine älteste Arbeit stammt aus dem Jahr 1947. Jetzt wollte ich diesen Gedanken visuell umsetzen und begann, überdimensionale Armbanduhren zu entwerfen, die die Zeit rückwärts laufen lassen. Denn was könnte eine Zeitumkehr besser darstellen als eine Uhr, deren Zeiger sich rückwärts bewegen? Während ich an diesen Uhren arbeitete, fiel mein Blick auf die mechanischen Elemente: die Zeiger für Stunden, Minuten und Sekunden. Dies führte zu einem spielerischen Assoziieren: Ich stellte mir die Zeiger wie menschliche Arme oder Hände vor. Was wäre, wenn man die Zeiger, sowohl den Stunden- als auch den Minutenzeiger, auf dieselbe Länge bringen würde? Diese Vorstellung brachte mich zu der Idee, sie in Form von Hosenträgern zu visualisieren, jenem Accessoire, das Hosen hält. Diese „Uhr-Hosenträger“ nehmen die Form von Armen oder skelettartigen Händen an, die den Raum greifen, umklammern oder umarmen – einen Raum, der einst zeitlich und nun physisch ist. Die Arme sind in Abständen von fünf Minuten angeordnet: 0, 5, 10, 15, 20, 25 und 30. Die Mitte der Uhr teilt den Raum in zwei Hälften und markiert die Grenze zwischen den Positionen 9 und 3, was als symbolische Schwelle fungiert. Durch die Elastizität der Hosenträger entstehen zwei mögliche Zeitangaben: So steht beispielsweise 9:15 gleichzeitig für 3:45. Ich komme in eine Phase meiner Praxis, in der ich die Welt um mich herum systematisiere und die mir gegebenen Werkzeuge auseinandernehme. Wie könnte das Zeitverbiegen als Skulptur aussehen? Morbide Arme, die nach dem Raum greifen.“ (Bruno Zhu)