Shoeashore Legasea
18 €
Ausstellung anlässlich des New York-Stipendiums 2006 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und des Landes Niedersachsen
Alles was in meinen Arbeiten gezeigt, berechnet, kartografiert oder kompiliert wird, ist wahr, belegt und recherchiert. Und trotzdem beinhalten sie immer auch einen Hauch von Absurdität und Unwahrscheinlichkeit.
Für Shoeashore Legasea bin ich der Frage nachgegangen, wie sich Schuhe im Meer driftend verhalten. Ausgehend von einer Nachricht, in der von unterschiedlichen Mengenverhältnissen von linken und rechten angeschwemmten Schuhen auf Shetland und Texel berichtet wird, habe ich Exkursion um Exkursion unternommen, bis genügend Daten zusammengetragen waren, um eine Antwort geben zu können. Diese besteht in der Erkenntnis, dass ein berechenbares Muster existiert: Betrachtet man die Schuhe nach der Himmelsrichtung, aus der sie angeschwemmt werden, ergibt sich, dass aus Südwesten anderthalb mal so viele linke wie rechte, von Nordwesten aber anderthalb mal mehr rechte als linke Schuhe anlanden. Entsprechend lässt sich das für Schuhe sagen, die aus Nordosten und Südosten ankommen. Das bedeutet, dass das Verhältnis alle 90° von mehr linken zu mehr rechten Schuhen und wieder zurück wechselt.
Eine weitere Pointe liegt über diese Tatsache hinaus in der Analogie des gefundenen Musters angeschwemmter Schuhe mit der Abfolge von Sektoren, wie sie auf speziellen Uhren, die in Funkstationen auf Schiffen hängen, zu sehen sind. Der Untergang der Titanic führte dazu, dass auf internationalen Kongressen nach Möglichkeiten gesucht wurde, in Seenot mehr Leben retten zu können. Das Uhrendiagramm spiegelt diese Bemühungen wieder. Beide Muster, vom Meer angeschwemmte Schuhe und das Diagramm zur Sicherung der Schifffahrt, wirken per definitionem gegeneinander, wobei das eine erdacht wurde, ohne von der Existenz des anderen zu wissen.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.