A journey from black to white through the vast desert of entropic gray
10 €
Simon Dybbroe Møller, 1976 in Aarhus in Dänemark geboren, studierte von 1999 bis 2001 an der Kunstakademie Düsseldorf und von 2001 bis 2005 an der Städelschule in Frankfurt am Main. Seit 1998 beteiligt er sich an internationalen Gruppenausstellungen und hatte 2003 seine erste institutionelle Einzelausstellung im Projektraum des Frankfurter Kunstvereins.
Mit den unterschiedlichsten Medien überarbeitet und verändert Simon Dybbroe Møller Systeme, um vorgefasste Vorstellungen von Wahrnehmung zu durchbrechen und die Existenz von unterschiedlichsten Perspektiven und Realitäten hervorzuheben. 2004 konzipierte er für das ArtforumBerlin die Gestaltung der Messekoje seiner Berliner Galeristin Joanna Kamm. In Anlehnung an Robert Morris sägte er einen Teil der ursprünglichen Wand des Standes heraus und kippte ihn in den Innenbereich, sodass ein „Fenster“ für die Koje entstand. Das auf den Boden gekippte Stück Wand fungierte wie ein leer geräumtes oder gebliebenes Podest. Teil der Installation waren ebenso ein Tisch und vier Stühle für die Galeristin und ihre Mitarbeiter, die sich an Designklassikern wie dem Zigzag Stuhl von Gerrit Rietveld und dem 710 Quaderna Tisch von Superstudio anlehnten. Diese wurden jedoch aus einfachstem Pressspanholz hergestellt, das zunächst in Teile zerschlagen und anschließend mit Eckblechen wieder zusammengezimmert wurde.
In seiner Ausstellung A journey from black to white through the vast desert of entropic grey in der Studiogalerie des Kunstvereins Braunschweig zeigte Simon Dybbroe Møller Arbeiten, die sich mit der Untersuchung von Wahrnehmung, Raum und Reisen beschäftigen. Dabei fügen sich die einzelnen Arbeiten wie Fragmente zu einem Gesamten, ohne dass ihr Bezug zueinander eindeutig lesbar oder entschlüsselbar ist. Vielmehr muss der Betrachter zwischen den Zeilen lesen und kombinieren, um dann das vermeintlich eindeutig gewordene wieder neu zu postulieren. Ein wichtiger Bezug für seine Ausstellung war Robert Simthsons Erklärungsmodell für Entropie: „Picture in your mind's eye the sand box divided in half with black sand on one side and white sand on the other. We take a child and have him run hundreds of times clockwise in the box until the sand gets mixed and begins to turn grey; after that we have him run anti-clockwise, but the result will not be a restoration of the original division but a greater degree of greyness and an increase of entropy. " Dybbroe Møller unterteilte den länglichen, rechteckigen Ausstellungsraum der Studiogalerie mit Hilfe einer Wand in zwei sich spiegelnde Räume. Der hintere Raum, dessen Fenster verdunkelt waren, wurde durch ein kleines Loch in der eingezogenen Wand zu einer riesigen, überdimensionalen Lochkamera, in welcher eine Seite aus der dänischen Ausgabe von Brian O’Dohertys Inside the White Cube projiziert wurde. Diese Abbildungen, die Beispiele an die Annäherung an den „perfekten“ White Cube zeigen, waren in dieser ersten dänischen Fassung versehentlich auf dem Kopf abgedruckt worden. Das Prinzip der Lochkamera kehrt diese nun in der Black Box wieder um.
Obscured view, eine Fotografie, die mit einer Lochkamera aufgenommen wurde, fängt den Blick über die unendliche Weite der Prärie ein, dem sich erst am Horizont die Silhouette der Rocky Mountains entgegen stellt. In einer zweiten Arbeit thematisiert Dybbroe Møller ebenfalls die sich in die Unendlichkeit streckende Landschaft und erzählt die Geschichte zweier Freunde, die auf dem morgendlichen Weg zur Schule täglich das Tempolimit überschreiten. Einer der beiden versichert sich dabei mit einem Fernglas, dass die Polizei keine Geschwindigkeitskontrollen durchführt.
Mit seiner Ausstellung knüpfte Dybbroe Møller an die Tradition der amerikanischen Konzeptkunst der 1960er Jahre und vor allem an Künstler wie Gordon Matta-Clark, Michael Asher und Robert Smithson an, deren Arbeiten sich dem Thema der Institutional Critique widmeten. Anders als die Hardliner dieser ersten Generation, die abstrakten Ideen Bedeutung zuschrieben und die Visualisierung des Konzeptes als sekundär betrachteten, legt Dybbroe Møller großen Wert auf einen poetischen und spielerischen Umgang mit konzeptuellen Fragestellungen.
Zur Ausstellung ist ein 16-seitiges Leporello mit Textbeiträgen von Karola Grässlin und Ferdinand Ahm Krag erschienen.
Unser Dank gilt dem Hofbrauhaus Wolters, der Stadt Braunschweig und dem Land Niedersachsen.