Works from 1960 to 1996
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Poul Gernes wurde 1925 in Kopenhagen geboren. Dort machte er eine Ausbildung zum Lithografen und kam über Umwege zur Kunst, der er sich als Autodidakt näherte. In den 1960er Jahren gründete er zusammen mit dem Kunsthistoriker Troels Andersen die "Experimental Art School", an der unter anderem auch Per Kirkeby und Björn Nörgaard lehrten. 1996 starb er in Schweden.
Das Werk des dänischen Künstlers Poul Gernes ist in Deutschland bisher nur wenig bekannt. Da er mit keinem Zeitgenossen in stilistischen Zusammenhang gebracht werden kann, ist er über längere Zeit außerhalb Dänemarks zu unrecht nicht richtig wahrgenommen worden. Obwohl einzelne seiner Arbeiten immer wieder in Gruppenausstellungen internationaler Galerien und Institutionen gezeigt wurden, gab es in Europa bisher nur eine Retrospektive, die vergangenes Jahr in Kopenhagen gezeigt wurde. Die kunstwissenschaftliche Erschließung erfolgte bisher ausschließlich in seinem Heimatland, so dass verschiedene Ausstellungskataloge und eine 2000 erschienene Monographie bis heute nur in dänischer Sprache publiziert sind.
Seit den 1960er Jahren nahm Poul Gernes an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, wie beispielsweise 1962 "Young Danish Art" in Kopenhagen. Die von ihm und Troels Andersen 1961 eröffnete "Experimental School of Art" spielte eine wichtige Rolle für die Kunstszene Dänemarks, indem sie eine Basis für Kooperationen verschiedenster Künstler und Künstler-innen bildete und mit dem traditionellen Kunstverständnis brach. In diesem Zusammenhang organisierte Poul Gernes 1965 in der Kopenhagener Bibliothek eine Ausstellung, die noch vor ihrer Eröffnung von den dänischen Behörden abgesagt wurde, da sie als zu kontrovers aufgefasst wurde.
Gilt für das Frühwerk Poul Gernes mit Aquarellen und Ölbildern von Landschaften, Porträts und Stilleben sowie zahlreichen Zeichnungen noch eine traditionelle Ausrichtung, verschob sich sein Interesse seit Beginn der 1950er Jahre hin zu nicht figurativen Formen und farbigen Mustern. Bereits Mitte der 1960er Jahre schuf Gernes minimalistisch anmutende Skulpturen und konzeptuelle Rauminstallationen, die einen großen Stellenwert im Werk des Künstlers einnehmen.
Das Werk Poul Gernes umfasst zahlreiche Bilderserien, in welchen immer wieder das "circle/target motif" (Zielscheibenmotiv) sowie Buchstaben und Blumenmuster auftauchen. Große, vergängliche, aber unvergessliche Skulpturen wie riesige Papierblumen, ein Pappkartonturm sowie ein großes silbernes Schiff säumen seinen Weg. 1975 drehte Gernes zusammen mit Per Kirkeby einen 35mm-Film über die Wikinger und baute dafür ein Holzschiff von 12 m Länge. In den 1980er Jahres widmete Poul Gernes sich ganz der Ausmalung und Innenraumgestaltung von über achtzig öffentlichen Gebäuden, so beispielsweise einem 25 Stock hohen Krankenhaus in der Peripherie von Kopenhagen sowie Schulen, Parlamentsgebäuden, Fabrikhallen etc..
Die Ausstellung im Kunstverein Braunschweig macht das Werk Poul Gernes erstmalig in Deutschland zugänglich. Anhand ausführlicher Recherche werden Gernes spezifische Präsentationsformen in den Räumen des Hauses Salve Hospes rekonstruiert und geben einen Überblick über die verschiedenen Serien von Bildern, Objekten und Rauminstallationen. Als besonderer Höhepunkt wird in Zusammenarbeit mit der Witwe Aase Gernes und der Tochter Ulrikka Gernes die raumgreifende Installation dreamship von 1966/67 realisiert.
Die Ausstellung ist in Kooperation mit der Künstlerin Cosima von Bonin konzipiert, die zusammen mit der Grafikerin Yvonne Quirmbach das Layout der Einladungskarte und des Posters sowie den Katalog zur Ausstellung gestaltet hat.