Meisterschüler 2001
Hochschule für bildende Künste Braunschweig
Christian Maier, Stefan Mauck, Katrin Herbel, Gerdine Frenck, Christina Herzberg, Andreas Pohl, Michele Niederschmid, Janka Blanckertz, Ruth Hutter, Katrin Herbel, Hannes Popp

31.01. – 17.02.2002

Der Kunstverein Braunschweig zeigte erstmals eine Ausstellung der Meisterschüler der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, die einen Einblick in die aktuellen Positionen der jungen KünstlerInnen gab. 11 Meisterschülerinnen und Meisterschüler des Aufbaustudiengangs Bildende Kunst präsentierten in den Räumen des Hauses Salve Hospes ihre Arbeiten.

In der Rotunde der Villa Salve Hospes zeigte Christian Maier die Installation Circumstance. Ein lebensgroßer unter einer Leiter stehender Trompeter aus Gips blies eine darüber gespannte Folie scheinbar durch sein Spiel auf.

Stefan Maucks Sperrholzreliefs im ersten Ausstellungsraum bewegten sich auf der Grenze zwischen flachem und plastischem Bild und thematisierten den sich verändernden Blick auf Umgebung und Architektur.

ich wär so gern, die Videoinstallation von Katrin Herbel ließ auf mehreren mit dem Bild nach oben gedrehten Monitoren beim Ausstellungsbesucher ein imaginäres Trommelkonzert entstehen, das ohne Tonebene existieren konnte und nur durch die Bildsequenzen stattfand.

Gerdine Frencks Videoprojektion mit dem Titel RAF zeigte in sieben Einzelsequenzen Bilder aus der Zeit der RAF, die wie eine Art Welt- und Zeiterkundung funktionierten. Found footage von einem Flug über das Hochsicherheitsgefängnis Stuttgart-Stammheim war in einer 3D-Animation durch Blenden und Zeitlupen bearbeitet.

Die Arbeit Soledad von Christina Herzberg verbarg in ihrem Titel ein Wortspiel, das in der Übersetzung aus dem Spanischen "Einsamkeit" bedeutet, aber durch die Schreibweise mit Bindestrich auch als "Jahrzehnt der Sonne" übersetzt werden kann. Dreißig bis vierzig Polaroid-Fotos waren auf Augenhöhe wie ein Filmband in der ersten Konche installiert und wurden von spanischen Gedichten sowie einem Musikstück (Sebastian Gräfe featuring Christina Herzberg) begleitet.

Die Ölgemälde von Andreas Pohl im Gartensaal zeigten aus der Schwerkraft gelöste Menschen, Tiere und Stilleben, die auf leeren Malräumen nach Halt zu suchen schienen.

In dem sich anschließenden Raum zeigte Michele Niederschmid kleinformatige Bilder, die verschiedene Techniken wie Stickerei auf Papier und Stoff und Zeichnung miteinander verbanden.

Janka Blanckertz präsentierte im roten Saal auf einem hölzernen Laufsteg ihre Plastische Sammlung — naturalia et artificialia, ein Sammelsurium von kleinen Plastiken, Skizzen und Fundstücken aus den Jahren 1993 bis heute.

Ebenfalls im Festsaal des Hauses Salve Hospes fand Ruth Hutters Videoinstallation Family Affair Platz. Das Zusammentreffen von Familienmitgliedern aus drei Generationen beschrieb eine soziale Struktur von Leben, Tod und Hierarchie. Die Inszenierung aus Video- und Fotomaterial wurde auf fünf Monitoren, die auf treppenartigen Podesten plaziert waren, gezeigt.

Ruth Hutter erhielt das mit 12.000 Euro dotierte Förderstipendium des Braunschweigischen Vereinigten Kloster- und Studienfonds.

Im Treppenaufgang zur oberen Etage installierte Katrin Herbel die Videoprojektion mein Stamm — meine Ränder, eine wie ein Standbild wirkende, vor- und rückwärts geloopte Sequenz, die einen Baumstamm, umschlossen von den Armen und Beinen einer Person zeigte und eine Verschmelzung der beiden suggerierte.

In den oberen Räumen der Villa Salve Hospes wurde einmal täglich um 16 Uhr der neuste 16mm-Film von Hannes Popp vorgeführt. Anknüpfend an die Traditionen von Man Ray und die Materialfilme von B&W Hein beschäftigte sich Hannes Popp mit der Erforschung des klassischen Mediums und ließ den Zuschauer in einen meditativen Fluss von Farbreflexen auf der weißen Leinwand eintauchen.

Hannes Popp erhielt das mit 30.000 Euro ausgestattete Peter-Voigt-Reisestipendium des Braunschweigischen Kloster- und Studienfonds.

Ein Archiv mit Zeichnungen, Katalogen und Videobändern informierte über vorangegangene Arbeiten und Projekte der Meisterschüler.

Die Ausstellung wurde von Karola Grässlin und Prof. Dr. Michael Glasmeier kuratiert und war ein gemeinsames Projekt der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und des Kunstvereins Braunschweig.