Marvin Luvualu António
Yellow Solar Human
I’m getting better at not lying to myself. I don’t want to lie. I’m a worshipper. Yet I’ve poured my energy to access the divine into the wrong churches. My idols as church, the internet as church, mostly the internet as church. So full, so vibrant, so sick, so disengaged from reality. I decided to break the cycle and when I did, it happened.
“It” happened when I talked to my dead mother, when I sought guidance from an elder, when I realized I was my own church.
Has church stopped being physical? Personal? Political? Loving?
By church I mean us.
I am black faith embodied traversing white lands looking for my brethren.
To prepare, I’m going to pray for me first and in my private church, I see water and I hear the sound of a dormant priest waiting to be awakened.
Praise black faith embodied,
Yellow Solar Human.
Marvin Luvualu António
In seiner multimedialen künstlerischen Praxis verbindet Marvin Luvualu António Malerei, Video, Sound, Skulptur und Performance in komplexen Environments. Thematisch sprechen seine Arbeiten über die Zugehörigkeit zur afrikanischen Diaspora, über Sexualität und kulturelle sowie spirituelle Intersektionalität. Dabei entstehen Erzählungen abseits von Exotismen und dem vermeintlich "Anderen", die auch Referenzen seiner eigenen nomadischen Biografie mit einschließen. Durch die Verbindung unterschiedlicher Medien und die Heranziehung verschiedener kultureller Kontexte lässt Marvin Luvualu António Zwischenzonen entstehen: zwischen Territorien, Identitäten, Körpern und ihren Bewegungen durch Zeit und Raum. Seine fiktionalen sowie autobiografischen Texte und literarischen Referenzen – vornehmlich Science-Fiction – fügen den Installationen kritische und politische Komponenten hinzu. Dadurch erschafft Marvin Luvualu António narrative Landschaften, die das Geschichtenerzählen nutzen, um seine nomadischen Reisen zu kartieren und letztlich seine eigene Geschichte zu schreiben. Kartierung ist hier nicht nur als eine geografische Disziplin zu verstehen, sondern auch als eine soziologische, politische, kulturelle, spirituelle und geschichtliche. In diesem Sinne sind seine Malereien, die sowohl Selbstporträts, Motive des Bakongo-Stammes, kosmologische und spirituelle Symbole als auch geografische Umrisse einschließen, spezifische Kartogramme, die diese vielfältigen Erzählstränge verfolgen. Ein Thema, dem sich Marvin Luvualu António in der Ausstellung im Kunstverein Braunschweig gewidmet hat, ist Spiritualität: Wie äußert sich Glaube außerhalb von institutionellen Strukturen und Gotteshäusern? Was passiert, wenn der eigene Körper zur persönlichen Kirche wird? Ist diese Form der Selbstanbetung der Schlüssel zu einem freien und friedlichen Zustand von Körper und Geist? In Bezug auf die Enteignung in der Black History (Schwarzen Geschichte) und der wieder erstarkten Präsenz und der fortlaufender Demaskierung von Rassismus in Europa und den Vereinigten Staaten schafft Marvin Luvualu António eine Basis, in der Sicherheit und ein Zufluchtsort gefunden werden kann: die heilende Wirkung des Elements Wasser, die Symbolik des (Koi-) Fisches in der japanischen Gesellschaft und der christlichen Ikonographie sowie die standfeste dreiseitige Pyramide im Zentrum. Es ist ein mit Symbolen aufgeladener Raum, der gleichzeitig beschützt und einlädt. Die mit Wasser geflutete Remise kann nur eingeschränkt betreten werden. Die Besucher_innen müssen gezwungenermaßen eine Distanz zu den Arbeiten wahren und somit die gegebene Sicherheitszone anerkennen.
In der Auseinandersetzung mit dem Glauben reflektiert Marvin Luvualu António auch die Bedingungen der Ausstellungsproduktion selbst: Welche Elemente sind sicher und welche ungewiss in der Kommunikation und Planung ortsspezifischer Arbeiten zwischen Toronto und Braunschweig? Welche Ängste und Sorgen begleiten den Arbeitsprozess? In dieser Verletzlichkeit sieht Marvin Luvualu António eine produktive und treibende Kraft: Faith (Glauben) – Certainty (Gewissheit) – Renouncement (Verzicht) sind die bestimmenden Parameter.
Als Teil seiner Ausstellung Yellow Solar Human und im Austausch mit der Christian Hope Church in Braunschweig entwickelt Marvin Luvualu António eine gleichnamige Performance, der die raumgreifende Installation in der Remise als Setting dient.
Die Einzelausstellung in der Remise des Kunstverein Braunschweig ist die erste Präsentation der Arbeiten des in Toronto lebenden Künstlers Marvin Luvualu António in Europa. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Publikation.
Marvin Luvualu António (*1986) lebt und arbeitet in Toronto. Zuletzt zeigte er Arbeiten in Einzelausstellungen bei Lyles & King, New York (2017), in der Clint Roenisch Gallery, Toronto (2016), der Stevenson Gallery, Kapstadt (2015). 2017 wurde er mit dem Toronto Friends of the Visual Arts Prize ausgezeichnet und erhielt 2015 das AIMIA | AGO Photography Prize Stipendium.
Kuratorin: Miriam Bettin
Die Ausstellung Yellow solar human wird ermöglicht durch:
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Botschaft von Kanada
Der Kunstverein Braunschweig e.V. wird gefördert von:
Stadt Braunschweig, Kulturinstitut