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Kunst aus Los Angeles der 60er bis 90er Jahre
Bas Jan Ader, Michael Asher, John Baldessari, Chris Burden, Douglas Huebler, Larry Johnson, Mike Kelley, William Leavitt, Paul Mccarthy, Bruce Nauman, Maria Nordman, Raymond Pettibon, Stephen Prina, Allen Ruppersberg, Ed Ruscha, Christopher Williams
Nachdem das 19. und beginnende 20. Jahrhundert durch die Existenz der großen singulären Kunstzentren Paris und New York geprägt war, haben fortschreitende Globalisierung und sich wandelnde ökonomische Voraussetzungen dazu geführt, dass seit den 1960er Jahren mehrere kulturelle Zentren zeitgleich existieren. Neben London, Köln, Berlin und New York ist Los Angeles mit Sicherheit eines der wichtigsten. Es ist daher umso erstaunlicher, dass in Europa erst in den letzten zehn Jahren (ca. 1996 bis 2006) das Bewusstsein für den Einfluss und die Bedeutung gewachsen ist, den die Künstler/innen der Westküste auf die zeitgenössische Kunstproduktion nach wie vor haben. Große Ausstellungen im MOCA (1992), im Centre Pompidou (2006) und im Kunstmuseum Wolfsburg (1998) sowie zahlreiche Publikationen zu diesem Thema sind Indizien für diese Entwicklung.
Kernpunkt der Präsentation im Kunstverein Braunschweig war das "California Institute of the Arts (Cal-Arts)", aus dem die wichtigsten Künstler/innen aus Los Angeles hervorgegangen sind. So waren beispielsweise Douglas Huebler und John Baldessari Lehrer von Mike Kelley und Christopher Williams, die dort später die jüngere Generation unterrichten.
Über den Bereich der Cal-Arts hinaus konzentrierte sich die Künstler/innenauswahl auf Positionen, die sich mit konzeptuellen Fragestellungen auseinander setzen, sowie auf Werke, die sich auf die Pop Art beziehen und die Alltagsmythen, Vorurteile und Glaubensinhalte als zweckgebundene Lügen zur sozialen Unterdrückung thematisieren. Hier sind vor allem die Installationen und Zeichnungen von Mike Kelley sowie die Zeichnungen von Raymond Pettibon zu nennen. Von den "Ur-Vätern der Konzeptkunst" Bas Jan Ader und Douglas Huebler sind Hauptwerke zu sehen, ebenso wie eine große, interaktive Installation von Paul McCarthy und die stark konzeptuell ausgerichtete Arbeit White Breathing von Bruce Nauman im neu restaurierten Roten Saal. Christopher Williams bezieht sich mit seinem Bouquet von 1991 auf eine Fotoserie von Bas Jan Ader und schließt damit den Kreis zurück in die frühen 1970er Jahre der Konzeptkunst.
Der eigenständige, fast "lässig" zu nennende Tonfall, der mit seinem trockenen Witz und der Irritation herkömmlicher Kunstvorstellungen für die Konzeptkunst der Westküste kennzeichnend ist, wurde durch wichtige Arbeiten von John Baldessari, Ed Ruscha und Allen Ruppersberg präsentiert. Chris Burden dagegen siedelte sich mit resoluten Erkundigungen des eigenen Körpers auf der Schnittstelle zwischen Kunst und Leben, Ich und Anderem, Schmerz und Lust an, wogegen Michael Asher und Maria Nordman die Mechanismen gesellschaftlicher Systeme und deren Auswirkungen untersuchten.
Die Auswahl der Künstler/innen stand in enger Verbindung mit den Ansätzen, die in der Vergangenheit unter der Direktion von Karola Grässlin im Kunstverein gezeigt wurden (z.B. die großen Einzelausstellungen von Mike Kelley, Christopher Williams und Bas Jan Ader). Gleichzeitig bildeten sie ein Verbindungsglied in die Zukunft des Hauses, da auch unter der Leitung von Janneke de Vries ein Schwerpunkt auf Positionen lag, deren Impulsgeber in den Reihen der so genannten L.A.-Künstler/innen zu finden sind. Auf diese Weise repräsentierte die Ausstellung für den Kunstverein Braunschweig gleichermaßen Abschluss wie Neuanfang.
Zur Ausstellung ist ein Katalog in deutscher und englischer Sprache erschienen, der alle gezeigten Arbeiten dokumentiert.