Selections from hard country and optimist's park
8 €
Ed Johnson ist 1971 in Philadelphia geboren und studierte dort von 1988 bis 1989 am Swarthmore College Malerei und englische Literatur und von 1989 bis 1997 am Art Center College of Design in Passadena. Er beteiligte sich an zahlreichen Gruppenausstellungen und veröffentlichte in der kalifornischen Kunstzeitschrift Spring Journal einige Artikel zu den Themen "Realismus" und "The Buddy Holly Story".
Der Kunstverein Braunschweig zeigt Gemälde sowie Kreuzstich-Stickereien aus verschiedenen Serien, in denen der in Los Angeles lebende Künstler die Charakterisierung des amerikanischen Südens neu entwirft. In den Stickarbeiten, einer Anlehnung an die Darstellung der Musiker auf der LP "Sweetheart of the Rodeo", dem Country Rock-Album der Byrds, werden die von regionaler Aussprache geprägten Musikernamen in eckigen Formen und zittrigen Konturen einander gegenübergestellt. Der Konflikt zwischen Tradition und Fortschritt wird hier im Sinne des von Gram Parsons konstruierten Bildes des "Cosmic Cowboy" beleuchtet.
Die Ölgemälde sind auf weißem Putz gemalt und sind im Wesentlichen 1:1-Übertragungen von Videostills aus Wochenend-Vormittagsfernsehsendungen. In üppigem Detailreichtum markiert die Farbe Spuren sowohl bedachter als auch automatischer Gesten und verdeutlicht den Kontrast zwischen den Triebkräften impressionistischer versus fotorealistischer Maschinenästhetik, aus denen sich das jeweilige Bild zusammensetzt. Ein gewisser leichtsinniger Glaube an die "gerechte" Repräsentation durch Fotografie verweist dabei auch auf das un-mittelbare Vertrauen des Künstlers in die aus den Fugen geratenen Szenarien, die für größere – und vielleicht verborgene – gemeinsame Erzählungen und Geschichten stehen.
Johnson nutzt gezielt die Mittel der natürlichen Distanz und jüngst auch der blumigen Verschleierungen, die sich auf der fotografischen Wiedergabe einer auf Video aufgezeichneten Fernsehsendung bzw. eines aufgezeichneten Spielfilms finden, und tritt damit in einen optimistischen Dialog mit den visuellen Medien, welche die Daten für seine fertigen Arbeiten liefern und doch nominell jenseits derselben stehen. Gleichwohl verweist die dämmrige Qualität der Ölfarbe sowie der vermittelte Rahmen des Quellenmaterials auf das Interesse am Alltäglichen von Malern des neunzehnten Jahrhunderts.
Zur Ausstellung ist eine 16-seitige Publikation erschienen.