Claus Richter
Two Barnum Egress Drifts
„Dreams are my reality“ die Paraphrase eines bekannten Popsongs aus den 80er Jahren wählte Claus Richter als Überschrift zu einem seiner Aufsätze, die seine Doppelbegabung als Künstler und Forscher illustrieren und zentral für seine künstlerische Praxis sind. Claus Richter interessiert sich für künstliche Welten als Orte künstlerischer Imagination. Ihnen ist er auf der Spur und er findet sie in so unterschiedlichen Regionen wie in den Burgen und Gärten der (schwarzen) Romantik, den Grotten der Renaissance und König Ludwigs, den ersten sog. Dark Rides der Jahrhundertwende, die die Vorläufer zu heutigen Themenfahrgeschäften in Vergnügungsparks wie Disneyland abgeben oder im Weltraum, wie er im Genre Science Fiction, das sich wie der Name so sagt, wissenschaftlich mit Zukunftsfiktionen auseinandersetzt, entworfen wird.
Claus Richter erforscht diese Welten systematisch wissenschaftlich und schöpferisch aneignend zugleich. Seine Sozialisation ist von den Mythen einer medialisierten Welt geprägt, die wie für die meisten seiner Generation den Stoff aus dem die Träume sind abgeben. Claus Richter hat sich diesen investigativ genähert, um sie Gestalt annehmen zu lassen. In Frankfurt realisierte er im Jahr 2006 seinen ersten Dark Ride. Zahlreiche Kulissen innerhalb eines Rundparcours erzählten unter dem Titel Serendipity von Erfindungen, die als zufällige Nebenprodukte intensiver Forschung Berühmtheit erlangten. Die Zuschauer durchfuhren den Parcours mit einem kleinen Wägelchen, begleitet immer von der selbst komponierten Musik und erklärenden Texten des Künstlers. Seine umfassende künstlerische Energie macht aber nicht beim Bau von Kulissen und Unterhaltungsmusik halt. Seit Jahren schon performt er zusammen mit seinen KünstlerkollegInnen Oliver Husain, Sergej Jensen und Michaela Meise professionell in kleinen Shows, deren meist skurrile Skripts im Verbund mit fantastischen Kostümen und Kulissen um so mehr zu verzaubern verstehen, als sie den Charme des Selbstgebastelten mit dem verführerischen Glitzern fragilen Glamours paaren. Als Soloperformer bestreitet er so unterschiedliche Formate wie die Lecture Performances, in denen er seine (Feld-) Forschungen im Bereich der Fan-Kultur und Herstellung künstlicher Welten in historischer wie zeitgenössischer Hinsicht zur Begeisterung seines Publikums Erkenntnis fördernd weitergibt (HAU, Berlin, 2007) oder aber selbst in bester Vaudevillemanier in die Rolle des Puppenspielers schlüpft (Frieze, London, 2007) oder steppend als Musicalstar (Fine Art Fair, Frankfurt, 2007) reüssiert.