Christina Lucas
Focal distance
Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit selbst und wurde in der Mythologie meist mit dem Göttlichen in Verbindung gebracht. Doch kaum war die alles verändernde Formel zum Fliegen gefunden, wurde die neue Errungenschaft auch zu destruktiven Zwecken genutzt. Ausgangspunkt der Drei-Kanal-Videoinstallation im Hauptraum der Remise waren Cristina Lucas‘ umfangreiche Recherchen zur Geschichte der Luftangriffe – denn die Erfüllung des Traums vom Fliegen, die es erlaubte aus der Höhe neue Perspektiven zu gewinnen, bedeutete nicht nur das Ende eines Mythos, sondern auch eine neue Ära der Kriegsführung. Minutiös verzeichnet Cristina Lucas‘ Videokartografie alle dokumentierten Bombeneinschläge mit zivilen Opfern seit 1912. Denn seitdem – das offenbart selbst ein kurzer Blick auf die über drei Stunden dauernde Filminstallation – finden auf der Erde permanent Luftangriffe statt. Auch für die vermeintlich friedliche Zeit zwischen den Weltkriegen sind unzählige Bombardements auf der ganzen Welt dokumentiert. Unterteilt ist das Projekt in drei Kapitel: Der erste Teil reicht von 1912 bis 1945, dem Jahr des ersten Atombombenabwurfs. Das zweite Kapitel führt bis ins Jahr 1989, schließt also mit dem Ende des Kalten Krieges und mit dem Fall des Eisernen Vorhangs. Das noch unvollendete dritte Kapitel wird die Zeit danach umfassen, in der die Hochtechnologie auch in der Luftkriegsführung immer bestimmender wurde.
In Spanien macht die Künstlerin Cristina Lucas (geboren 1973 in Jaén, lebt in Madrid) seit vielen Jahren durch ihre politischen Installationen, Filme, Performances und Zeichnungen von sich Reden. Häufig setzt sie sich in ihren Arbeiten mit kulturellen, sozialen und politischen Machtstrukturen auseinander, vermag es jedoch, ihre offene Kritik mit einem mitunter spielerischen Ansatz zu verbinden und ihr Publikum mit schönen, theatralisch-kraftvollen Bildern zu verführen.
Cristina Lucas studierte an der Universidad Complutense de Madrid und University of California, Irvine. Einzelausstellungen widmeten ihr unter anderem das Centro Andaluz de Arte Contemporáneo (CAAC), das Museo de Arte Contemporanea (MAC) in Santiago de Chile, das Museo Amparo Puebla, Mexikostadt und Stedelijk Museum Schiedam. Zuletzt waren ihre Arbeiten in einer Überblicksschau im Madrider Matadero zu sehen. Zudem war sie an vielen internationalen Gruppenausstellungen wie im Sternesenmuseet in Oslo, dem Museo Thyssen-Bornemizsa in Madrid oder im Moscow Museum of Modern Art (MMOMA) beteiligt.
Die Ausstellung wurde unterstützt durch:
Botschaft von Spanien
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur