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Sergej Jensen, Stefan Müller
Hofheim New York Braunschweig
Die Ausstellung HOFHEIM NEW YORK BRAUNSCHWEIG von Sergej Jensen und Stefan Müller ist die dritte einer Folge von Ausstellungen, zu denen die beiden Künstler gemeinsam eingeladen wurden. Die erste Station dieser Tournée war 2002 das Kreishaus von Hofheim, der kleinen, südhessischen Stadt, in welcher die beiden aufgewachsen sind und sich dort durch das gemeinsame Musikmachen kennenlernten. Anfang diesen Jahres stellten Jensen und Müller dann in der renommierten New Yorker Galerie Greene Naftali aus. Die Ausstellung im Kunstverein Braunschweig ist die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstler und markiert eine Art Endpunkt der Ausstellungsreihe. Im Zentrum ihrer künstlerischen Auseinandersetzung steht an allen drei Ausstellungsorten die Beschäftigung mit Malerei und was diese nach den Fragestellungen der Konzept-Kunst formal noch bedeuten kann.
Sergej Jensen ist 1973 in Maglegaard in Dänemark geboren, studierte bei Prof. Bayrle an der Städelschule in Frankfurt und lebt in Berlin. Im Kunstverein Braunschweig zeigt Jensen neue Malereien, in denen als Bildträger neben die Leinwand verschiedenste Stoffe wie beispielsweise Jute, Seide oder Couturestoffe treten. In der Weiterbearbeitung dieser Maluntergründe spielt Jensen mit einer Palette von Materialien wie Acrylfarbe, Bleiche, aufgeklebte neonfarbende Zeltflicken oder Stoffreste. Manchmal ist schon die Schönheit des ausgesuchten Textils und die kleine ausgeschnittene Ecke, die vielleicht einem Modedesigner als Muster diente, ausreichend. Stoffe wandern in die Waschmaschine, Knitterfalten ersetzen eine Zeichnung oder das typische Schwarz-Gelb der Krimicover wird ohne die Schrift zu einer flächigen Malerei. In einen Bildträger aus grober Jute flicht Jensen ein silbrig glänzendes, filigranes Band und erinnert damit an Anni Albers Webereien, die 1949 in der ersten Einzelausstellung einer Weberin am Museum of Modern Art in New York gezeigt wurden. Es gibt keine auf den ersten Blick nachvollziehbare Kontinuität in den Arbeiten Jensens, dennoch scheinen sie zusammengehalten durch die vorsichtige, aber doch in ihrer Setzung klare und konzentrierte Formensprache. Titel wie Komm wir machen Halbe Halbe oder End of Society 2008 klingen wie Satzfragmente aus Liedtexten oder Titel derselben Stücke, die die Bilder auf der sprachliche Ebene erweitern ohne sie jedoch für den Betrachter zu entschlüsseln.
Stefan Müller ist 1971 in Frankfurt am Main geboren, studierte ebenfalls bei Prof. Bayrle und lebt wie Jensen in Berlin. Auch für seine Malerei ist die Reduktion in der Material-, Motiv- und Farbwahl kennzeichnend, für die er Farben mittels Edding, Buntstift und Acryl aufträgt. Malgrund sind unbehandelte Leinwand und Baumwolle, die vor und während des Malens dem Zufall des vorhandenen Materials ausgesetzt werden: Malzbierflecken, Staub oder Kaffee ersetzen die normale Versiegelung. My Empire of Dirt, Titel einer der neusten Arbeiten von Stefan Müller ist als poetischer Kommentar der eigenen Arbeitsweise zu lesen, in der die große Geste der Malerei mit der Sparsamkeit der künstlerischen und malerischen Mittel sowie des psycho-sozialen Vermögens konkurriert. Der sich immerfort wiederholende Kreis wird zum zentralen Motiv der Bilder Müllers. In der Ausstellung im Kunstverein Braunschweig zeigt Stefan Müller neben seinen malerischen Arbeiten neue Skulpturen und Zeichnungen. Ein Ikea Kinderzimmer, das sich in seine Bestandteile aufgelöst zu haben scheint, verstreut sich lawinenartig im Raum. Der Bilderkosmos Müllers findet eine dreidimensionale Form in einem Mobile, bei dem aus Draht gebogene Spiralen für ein fragiles Gleichgewicht sorgen.
Der Kunstverein Braunschweig zeigt einen umfassenden Überblick über die Bilder von Sergej Jensen und Stefan Müller sowie neue, speziell für die Räumlichkeiten des Kunstverein Braunschweig konzipierte Arbeiten.
Zur Ausstellung ist ein zweisprachiger Katalog (dt./eng.) erschienen.
Unser Dank gilt der Stadt Braunschweig, dem Land Niedersachsen, dem Hofbrauhaus Wolters und der deutschen Städte-Medien GmbH.