Multiples
€ 48
Martin Kippenberger wurde 1953 in Dortmund geboren und ist in Essen aufgewachsen. Mit dem Beginn der sogenannten Wilden Malerei um 1981 wurde er zu einem der Initiatoren des neuen bildhaften Ikonoklasmus, indem er beispielsweise einen VW Bus als Ausstellungsbeitrag in eine Malereiausstellung in München stellte. Kippenberger hatte seit Anfang der 1980er Jahre Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in internationalen Galerien und Institutionen. Er ist einer der einflussreichsten Künstler für die nachfolgenden KünstlerInnengenerationen. Am 7. März 1997 ist er in Wien gestorben.
Kippenberger arbeitete in den unterschiedlichsten Medien wie Malerei, Zeichnung, Grafik, Fotografie, Skulptur und Installation, er äußerste sich in Texten, Gedichten, in Katalogen, auf Ausstellungsplakaten und Einladungskarten. Seine Ausstellungstätigkeit brach wohl alle Rekorde, doch er war in keiner Weise nur eigennützig. Kippenberger kuratierte Ausstellungen, war Sammler und Vermittler: Er verlegte Bücher, hielt Vorträge und editierte Ausstellungsplakate, nicht nur für sich, sondern auch für befreundete Künstler. Er benutzte jedes Medium adäquat als lebendiges Sprachrohr seiner Gedanken und verwischte bewusst deren Grenzen, indem er sie nicht hierarchisch, sondern diskursiv einsetzte.
Die Arbeiten Kippenbergers entstanden meist situationsbedingt. Immer berührten seine Fragen Menschliches, so war Miete, Strom, Gas der Titel seiner ersten institutionellen Einzelausstellung im Hessischen Landesmuseum Darmstadt im Jahre 1986. Kippenbergers Themen entzündeten sich oft an den Banalitäten des Lebens, der Politik, der Medien und der Werbung. Die Vielschichtigkeit seiner Arbeiten bedingt sich durch die verschiedenen Kontexte, die er in seine Kunst einführt. Ebenso wie er kein Ereignis unkommentiert ließ, gab es für ihn kein Thema, aus dem sich nicht Kunst machen ließe. Gleichermaßen gibt es aber auch keine Kunst, die ohne Kontext einen Sinn stiften könnte. Gerade darin, wie auch in der Bereitschaft, Fehler und Korrekturen als Instrumente in die eigene Arbeit einzubeziehen und Klischees ständig zu überprüfen, ist Kippenbergers Werk für die Kunst der 1990er Jahre beispielhaft geworden.
Die kritische Hinterfragung des Kunstbetriebs spielte im Werk von Kippenberger eine besondere Rolle. Sein Weg mündet in eine Pseudo-Affirmation des Kunstbetriebs, die er mit einer Überproduktion an Werken und vermeintlicher Banalisierung der Kunst durch die Aufwertung alltäglicher Themen soweit vorantreibt, bis sie ins Ironische kippt und damit die Ideale des Kunstbetriebs dekonstruiert.
Die Multiples von Martin Kippenberger stehen exemplarisch für diese Arbeitsstrategien und beinhalten alle Themenkomplexe, die Kippenberger ein Leben lang verfolgten, wie die Psychobuildings, Meisterwerke der menschlichen Planung, der Frosch, die Laterne oder das Selbstbildnis, um nur wenige Beispiele zu nennen. Martin Kippenberger war der Midas der zeitgenössischen Kunst, der vom Nasenpopel bis zur goldenen Laterne alles in Kunst verwandeln konnte. Sein Spektrum reichte dabei von Abartigkeiten bis zu humanistischem Gedankengut.
Die Ausstellungen im Kunstverein Braunschweig und im Museum van Hedendaagse Kunst Antwerpen zeigten erstmals die gesamten Multiples, wobei der Versuch unternommen wurde, explizite Multipleausstellungen nachzuempfinden. Kippenberger räumte den Multiples den gleichen Stellenwert wie den Unikaten ein und es ist sein Verdienst, dass das Multiple seit den 1980er Jahren wieder so sehr an Bedeutung gewonnen hat.
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Text von Martin Prinzhorn erschienen.
Unser Dank gilt dem Hauptsponsor Volkswagen Bank für die großzügige Unterstützung der Ausstellung sowie des Kataloges.
Ebenfalls danken wir der Stadt Braunschweig, dem Land Niedersachsen, dem Hofbrauhaus Wolters und der Deutschen Städte-Medien GmbH.