Schächte/Shafts
€ 39.80
Schächte, Tunnel, Unterführungen: Im Zentrum der künstlerischen Arbeit Jan Köchermanns stehen urbane Unorte und ungewohnte Perspektiven. Seit 1996 beschäftigt sich der
Hamburger Künstler kontinuierlich mit dem Schacht als skulpturalem Element: Im Kaispeicher A in der Hamburger Hafencity konstruierte er 2002 einen sieben Meter langen Schacht, der durch die Wand des Ausstellungsraumes direkt zur Elbe führte. Köchermann schuf so nicht nur einen zentralperspektivischen Tunnelblick, ein konzentriertes, ausschnitthaftes Bild von der Hafenlandschaft, sondern zugleich eine begehbare Skulptur. Durch- und Übergänge werden gebaut und erprobt und als Instrument der Wahrnehmung und der Realitätserfahrung
genutzt. Auch im öffentlichen Raum verwirklichte Köchermann diverse tunnelartige Großinstallationen, die als Bühne und Kulisse für Bandauftritte dienten und so zum Underground-Klangkörper „übertage“ wurden.
Seit 2006 entwickelt Jan Köchermann auch Lichtskulpturen für den Innen- und Außenraum. Hohlräume der anderen Art bilden die Arbeiten des Projektes der Siedlungen. Diese bestehen aus großformatigen hochhausförmigen, von innen beleuchteten Lichtskulpturen. Monotone Wohnblocks, die als riesige Lampions hängend installiert, von Ferne in ihrem Schweben eine ironische Leichtigkeit vermitteln.
Jan Köchermann inszeniert Risse in der Wirklichkeit und spielt mit gewohnten Realitätserfahrungen. Dabei entstehen immer wieder neue, unerwartete Räume oder Raumsituationen. Neben den klaren skulpturalen Setzungen arbeitet Köchermann auch in kleineren Formaten und entwickelt unter anderem modellhafte Miniaturräume, die dem Betrachter Einblick geben in mit Filmprojektionen ausgestatte oder trickreich-irritierende Rauminszenierungen. In der Remise des Kunstvereins konfrontierte er den Betrachter mit atmosphärisch-ambivalenten, wunderkammerhaften Innenräumen: Kleine Bühnen auch sie, doch der Plot spielte sich im Kopf des Betrachters ab.
Zur Ausstellung ist im Verlag Hatje Cantz ein Katalog erschienen.