Accipio Revocamen
€ 10
Der konzeptuell arbeitende Künstler Andreas Eschment (*1972) hatte ausgewählte Jahresgaben aus den Jahren 2004 – 2007 entliehen und stellte seine Zusammenstellung dieser Kunstwerke in der Remise des Kunstverein Braunschweig aus. Mit den ausgestellten Werken verknüpfte er vielfältige Erinnerungen an Begegnungen mit Künstlern wie Mark Dion, Catherine Sullivan und Mark Wallinger.
Der lateinische Titel accipio revocamen provozierte bewusst mit elitärem Wissen und trieb persiflierend den Trend zu fremdsprachigen Ausstellungstiteln auf die Spitze. Erst die Übersetzung des aus Ovids Fasti zitierten Satzes „Ich nehme den Rückruf an“ vermittelte die Künstlerintention. Zum einen bezogen sich die Worte auf Eschments Rückruf bereits verkaufter Jahresgaben, zum anderen eröffnete der Titel eine weitere Ebene der Ausstellung.
Inmitten der Jahresgabenschau hatte Eschment eine eigene Installation integriert, die den Besucher in Versuchung führte: Eine hölzerne Durchreiche hinter dem Fensterbrett, eine abgeschirmte Verpackungsstation mit Luftpolsterfolie, eine Reihe von Piktogrammen, die Etappen eines Kunstdiebstahls abbildeten, etc.
Mit diesen fein gesetzten Verweisen legte Eschment den Umgang mit Kunst in die Verantwortung des Betrachters: Es lag in seiner Entscheidung, den Rückruf visuell oder gar manuell anzunehmen, aber damit auch alle Konsequenzen zu tragen.
Eschment löste die Werke im Sinne der Appropriation aus ihrem ursprünglichen Kontext als Jahresgabe und nutzte sie als Kulisse für sein eigentliches Anliegen, den Betrachter partizipativ in seine Ausstellung zu involvieren. Mit der künstlerischen Aneignung der Kunstwerke und dem auffordernden Diebstahlszenario weckte Eschments Installation Assoziationen zu Heist-Movies, Gaunerfilmen aus der Perspektive des Verbrechers. Im gleichen Zuge reflektierte der Braunschweiger Künstler das deutsche System Kunstverein mit seinen Jahresgabenpräsentationen und stellte nicht zuletzt die Frage nach künstlerischer Autorschaft.
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Texten von Sarah Frost erschienen.